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Entwurf einer Klosteranlage
Dieses Nonnenkloster war einer meiner letzten Entwürfe aus der Wiener Studienzeit (1967). Er ist einem buddhistischen Kloster nachempfunden, ohne aber im Detail Anleihen beim Buddhismus zu machen. Mit der Spiral- oder Schneckenhaus-förmigen Kapelle im Zentrum sollte Entwicklung an sich symbolisiert werden. Mit der runden Form steht somit ein weibliches, und vereinigendes Symbol im Zentrum (im Gegensatz zum männlichen Machtsymbol der hoch aufragenden Kirchtürme). Kreisformen erinnern auch an die Ursymbole der Sonnen- und Mond-Scheibe, und an die kreisförmigen Bahnen der Himmelskörper. Letzteres darf man natürlich im Zusammenhang mit christlichen Glaubensinhalten kaum öffentlich erwähnen. Dass christliche Institutionen auf solche, ihrer Ansicht nach heidnischen Bezüge, meist allergisch reagieren, ist verwunderlich, da z.B. die Muttergottes oft noch bis ins späte Mittelalter hinein, auf einer Mondsichel stehend dargestellt wird. Auch das Hochheben der kreisförmigen Hostie, durch den Priester während der Messe, geht auf eine ritualisierte Wiedergabe der aufgehenden Sonnenscheibe zurück.

Letztlich hat mich in der Architektur der Wohnungsbau nur sehr wenig interessiert. Das Erlebnis sein eigenes Gehäuse zu entwickeln und zu bauen, zählt nämlich zu den Grundbedürfnissen des Menschen, und sollte daher eher der Eigeninitiative, statt einem Architekten überlassen werden. Die große Ausnahme in unserer Massengesellschaft ist natürlich der „soziale Wohnungsbau“, der aber letztlich auch viel mehr Eigeninitiative erlauben sollte, als das bisher üblich ist - was nebenbei auch manches soziale Problem lösen helfen könnte.

Die tatsächliche Aufgabe von Architekten ist dagegen die Organisation und Gestaltung von Gemeinschaftsanlagen. Die ursprünglichste Gemeinschaftsanlage in archaischen Zeiten war der Tempelbau. Als ich mich mit dem Studium kosmischer Rhythmen zu beschäftigen begann, fiel mir auf, dass der archaische Tempel in vielen Fällen gleichzeitig Beobachtungs- und Verehrungsstätte der Gestirne war, z.B. im alten Babylon, oder im Fall der Himmelsscheibe von Nebra. Der Tempel war jener Ort, wo die Zeit gemessen wurde, dort wo sich Himmel und Erde (Zeit und Raum) sozusagen vereinigen. Der Architekt war also ursprünglich der Priester, welcher den Tempel nach dem Himmel, und den dort stattfindenden Bewegungen ausrichtete, und für die Gemeinschaft plante und erbauen lies. Er formte ein irdisches Spiegelbild der Himmelsuhren, und gab dem Himmel damit einen Raum auf Erden.

Daher leitet sich das Wort "Tempel", vom lateinischen Wort "Templum" ab, was soviel wie Zeiteinheit (Zeitraum) bedeutete. Diese Beziehung zum Tempel, ist - zumindest vom Klang her - bis heute im italienischen „tempo/ Zeit“ oder im französischen „temps/ Zeit“ erhalten geblieben. Heute werden Tempel nicht mehr in diesem bewussten Sinn gebaut. Das Wort hat im Christentum sogar eine leicht negative Bewertung bekommen, indem damit - im Gegensatz zum christlichen Kirchenbau - bevorzugt „heidnische“ Verehrungsstätten abgewertet werden.

So wird das Wort "Tempel" in der Gegenwart bevorzugt im archäologischen Zusammenhang verwendet, oder in so negativen Kombinationen wie z.B. „Konsum-Tempel“. Aber profane Tempel in denen kosmische Vorgänge zelebriert werden – ohne dass Darsteller und Zuschauer davon eine Ahnung hätten, gibt es ungebrochen bis heute, auch in unserer modernen Kultur, z.B. beim Fußball mit ihren Stadion-Tempeln. Dort ist der Ball nichts anderes als die Wiedergabe des täglichen/ jährlichen Sonnenlaufes. Die beiden Tore im (Osten und Westen) symbolisieren Sonnenauf- und Untergang, können aber auch als Fruchtbarkeitssymbole verstanden werden. Dass bei diesem Spiel die Himmelsrichtungen nicht mehr eingehalten werden, die "Sonne" mit den Füssen getreten wird, und möglichst flach gespielt wird, mag symptomatisch für den kollektiven Bewusstseinszustand heute sein.

Wo gibt es heute noch (oder wieder) eine Religion, welche die ursprünglichen Zusammenhänge erlebbar machen würden? In den christlichen Religionen sind diese Verbindungen sogar absichtlich umfunktioniert, oder aber ganz ignoriert worden. Und in der neuen Religion um den argentinischen Fussballstar Maradonna, der zu deren Gott erklärt wurde, erreicht die Entstellung gegenwärtige ihre Spitze. Heute gibt es eigentlich nur in Indien einen modernen "kosmischen Tempel", im besten Sinn seiner Bedeutung: Das so genannte MATRIMANDIR in Auroville.

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© Otto Kayser              
(Otto Kayser, OttoKayser, Otto Kaiser, Kayser Otto, KayserOtto, kosmogen, cosmogen, cosmogene, cosmogène)
Lageplan/ Baukörper/ Kapelle
Buddhistische Tempelanlage von Borobudur auf Java (Ruine)
Diese Anlage wurde von den Sailendras aus Sumatra im 9. Jhd. errichtet (Mahayana- Buddhismus). Sie besteht aus 7 Stufen - den 7 sichtbaren Himmelskörpern entsprechend. Auf den umlaufenden Steinreliefs sind Szenen aus dem Leben Buddhas dargestellt, auf der Mitte der obersten Plattform befindet sich der Tempel mit einer sitzenden Buddhastatue. Verschiedene Schreibweisen: ...budor/ ...budur/...boeder.